Schlagabtausch Bätzing vs. Parth
Besonders gut gefallen hat mir heuer die sehr konträre Darstellung des Wachstums des Tourismus im Alpenraum. Auf der einen Seite Prof. Dr. Bätzing mit seiner nüchternen, sachlichen und auf reine Fakten basierten Art. Auf der anderen Seite ein emotionaler, engagierter und um Schadensbegrenzung bemühter Hannes Parth.
Bilder der Verwüstung der sensiblen Berglandschaft hier. Bilder glücklicher, wohlhabender Alpenbewohner da. Sehr amüsant war auch der Umstand, dass beide Vortragenden ein Bild der Idalpe in Ischgl zeigten. Prof. Bätzing zeigte sie im Zustand der Umbauarbeiten. Hannes Parth zeigte sie im begrünten Zustand mit idyllischem Speichersee im Hintergrund.
Die beiden Vorträge zeigten ganz plakativ das Dilemma, in dem wir im Alpenraum stecken. Die Balance zu finden zwischen den Interessen der Wirtschaft, der Bevölkerung und der Natur.
In den letzten Jahrzehnten gab es im Alpenraum ein explosives Wachstum von Projekten. Dabei wurden aus Bergdörfern urban anmutende Kleinstädte, die über jegliche Infrastruktur verfügen, die man sich wünschen kann. Auf der anderen Seite wurde dabei der verfügbare Raum in einer Art und Weise zubetoniert, den man nur als alarmierend bezeichnen kann (Beispiel Zermatt).
Die gezeigten Auswirkungen der Verwandlung der Berge in Erlebniswelten waren dabei erschreckend. Aussichtsplattformen, Hängebrücken, Downhillstrecken, drainagierte Pisten, Spielparks und dergleichen mehr pflastern mittlerweile unsere Bergwelt zu. Die Angebote werden zusehends austauschbar. Laut Prof. Bätzing setzt man zu sehr auf die neoliberale Agenda des unbegrenzten Wachstums. Man muss immer größer werden, um sich der Konkurrenz zu erwehren. Prof. Bätzing sagt auch voraus, dass sich die Skigebiete immer weiter konzentrieren werden. Bis letztendlich im Großraum Tirol vier bis fünf große Skiregionen übrig bleiben, die überregionale Bedeutung haben werden. Der Rest wird vom Markt verdrängt… mit allen seinen Folgen. Dies führte er den Zuhörern eindrücklich mit der Entwicklung der fanzösischen Skigebiete vor Augen. Hier entsteht gerade ein gigantischer Zusammenschluss von mehreren Skigebieten, der letztendlich über 800 Pistenkilometer verfügen wird. Letztlich kam noch ein Appell von Prof. Bätzing, in dem er sich dafür stark machte, dass der Tourismus mehr auf Kultur, Kulinarik und Natur setzen sollte. Denn dies, so Bätzing, ist es, was die Alpen unverwechselbar macht.